Die Regierung + 6 aus 49

Die Regierung ist wieder da! Nach“Raus” und “Was” ist “Da” das dritteAlbum innerhalb von vier Jahren.Tilman Rossmy hat offenbar NeilYoung’sche Output-Qualitäten. Wenn er mit seinen Mitmusikern den Proberaum betritt, entstehen sofort neue Songs.Wobei auf “Da” auch hörbar viel gejammt und experimentiert wurde. Es gibt Elemente aus Krautrock und Dub. Aber auch bewährte Stones-Riffs und erwachsene Schrammelmusik. Mit sehr schönen Arrangements garniert. Klar,die Regierung ist immer auch Pop. Textlich scheint “Da” von Transzendenz zu handeln. Vom Ende des irdischen Lebens und von dem, was danach kommt. Oder auch nicht. Von der mitunter rauschhaften Suche nach dem eigenen Selbst und dem Konsum von Poesie, Musik und Philosophie.

Die Regierung lassen auf „Da“ sprichwörtlich die Gans für unsraus. Sie lassen sie fliegen.

Und wieder einmal hat Jakobus Siebels (Ja König Ja) das Cover gemalt. Und Norman Nietzsche denMix besorgt. 10 Songs. 10 Themen. 10 gesungene Thesen bietet diesesAlbum. Vom philosophischen Treppenwitz bis zu tiefer, tiefer Liebe betreten wir musikalische Paralleluniversen von The Dream Syndicate bis King Tubby.

Doch lassen wir den spirituellen Leader doch einmal selbst zu Wort kommen:

Vor zwei Jahren war ich auf einem einwöchigen Retreat und dort wurden  wir aufgefordert ein Tagebuch zu führen…doch ich konnte mich einfach nicht dazu bringen, da irgendwas reinzuschreiben, ich hab dann in der Runde erzählt, ich habe einfach genug von diesem Erwachsenen-Gelaber. Bei der Regierung gibt‘s Erwachsenen- Gelaber schon mal gar nicht, alles was wir machen, ist aus der Stille heraus gepurzelt und dann im Rahmen unserer Möglichkeiten verarbeitet. Diesmal ist da ein astreines psychedelisches Album daraus geworden, oder wie Jakobus es sagt, toll herum geballert mit den Effekten, ohne angestrengt zu wirken. Thematisch dreht es sich exklusiv und ohne jedes Konzept um Meditation, jeder für sich, alle zusammen, im Schneidersitz, auf der Tanzfläche, tiefe, tiefe Liebe, voll in die Fresse…Apropos Möglichkeiten, diese sind seit dem Regierungs-Debut von 1984 ein bisschen weiter geworden, schau auf die Akkorde, ist das die Ver-Steely-Dan-isierung der Regierung? Aber hey, macht euch keine Sorgen, ich spiel eher noch schlechter Gitarre als früher and I still couldn’t sing to save my life, ich halte also die Fahne des Nicht- Könnens weiter hoch…bis ich den besseren Regierungs-Sänger finde! Nicht, dass ich mich beschweren will über die feineren Arrangements, sie sind mir eine Freude und vereinfachen das Nicht-Singen deutlich…. Diese Platte fing ihr Leben eigentlich an als Live-im-Proberaum-Geschichte und wurde dann coronabedingt zu einer Homerecording-Frickelei, was der ganzen Sache erstaunlicherweise sehr gut getan hat. Haben wir also vom Virus profitiert, hoffe mal, dass es on the long run auch dir so geht. “

Tilman Rossmy, November 2020

6 aus 49

Gegründet 1981 als musikalischer Arm der Künstlergruppe Andy’s What, eat.1979. Einer frühen Ruhrgebietstour mit Piet Klockes “Gesundes Volksempfinden“ folgten Auftritte in namhaften Clubs wie Logo in Essen, Zeche Bochum oder Jovel in Münster.

Bundesweit bekannt wurden 6 aus 49 durch den Auftritt beim Popfestival der
Deutschen Phanoakademie 1982 in Würzburg. TV- Auftritte folgten.

6 aus 49 brachten es zum Support von so namhaften Acts wie Peter Hammill Van der Graaf Generator.

Seit 2009 organisieren sie das Steeler Musikfestival mit insgesamt 11 Auflagen.

Hier stander sie mit Kraan ebenso auf der Bühne wie mit englischen Gästen (Chris Spedding oder The Spitfires).

2010 wurde die viel beachtete LP “Hungry” veröffentlicht. 2016 fand die Uraufführung des Underground-Happenings “Andy Warhol und Velvet Underground statt.
Dies und die Tatsache, in Zeiten der Mainstreamdiktatur immer noch nicht (oder nicht mehr…) radiokompatibel zu sein, unterstreicht ihren künstlerischen Anspruch.

6 aus 49 spielen einen rauhen, ungeschliffenen Rock’N’Roll mit diversen Einflüssen wie Punk, Avantgarde, Krautrock; Bands wie The Who, The Clash oder Can gehören zu ihren Roots. Die Beatzung: Jürgen Belgrano – Stratocaster, vocals; Peter Aleweld – Bass, vocals; Andy Burzan- Farfisa Keys, el. Geige; Moritz Thies – Drums: Rosario Avanzato Tanzperformance.