Molly Coddle + Reaktor 4

Molly Coddle + Reaktor 4

Reaktor 4 – KrArt Rock

Wikipedia bezeichnet ein Reaktor einen abgegrenzten Raum (Behältnis, Behälter), der speziell dafür konstruiert und hergestellt wurde, um darin unter definierten Bedingungen bestimmte Reaktionen ablaufen lassen und steuern zu können.

Kann das gut gehen? Drei alte Kumpel, die vor fünfzig Jahren in einer Band mit dem Namen Reaktor 4 angefangen haben Musik zusammen zu machen, treffen sich wieder und spielen drauf los!

Beseelt und inspiriert von Bands wie King Crimson, den damals noch im Underground experimentierenden Pink Floyd und den noch jungen Krautrockgruppen wie Amon Düül, Kraan und Epitaph, rockten und improvisierten sich in den 70er Jahren die drei aus Bottrop stammenden Jungs Reinhold Stania (drums), Siggi Meier (git, fl) und Johannes Brackmann (bass) durch diverse Kellerräume, Kirchengemeinden und lokale Clubs. Reaktor 4 stand dabei als unbekümmert-symbolischer Name für Energie und unvorhersehbares Chaos: der Unglücksreaktor 4 in Fukushima war ja noch zu der Zeit noch nichtmals im Bau. Reaktor 4 blieb allerdings bis dato eine lokale Bottroper Band und löste sich 1976 wieder auf.

So what: vor gut vier Jahren trafen sich die drei mittlerweile deutlich erwachsenen Freunde wieder, kramten die alten im Garagensound aufgenommenen Tonbandaufnahmen aus und begannen das musikalisch recht spärliche Material für das Jahr 2019 zu bearbeiten. Herausgekommen sind dabei – neben völlig neuen Eigenkompositionen und modern arrangierten Klassikern – ein überraschend-spannender Mix aus rockigen Grooves, minimalistischen Soundcollagen, Vokalfragmente , Improvisation und knackig-energetischen Bandarrangements.

Reaktor 4

Molly Coddle

(“to mollycoddle” bedeutet auf deutsch in etwa jemanden verhätscheln, verwöhnen, verzärteln, außerdem ist “the mollycoddle” – der Warmduscher, das Weichei )

Der Name der Band, von der hier die Rede ist, ist zwar einerseits als Wortspiel  zu verstehen, andererseits aber auch Programm … allerdings nicht, wie fälschlicherweise angenommen werden könnte, was die Gangart der Band angeht sondern aufgrund des Wohlgefühls ihres Publikums während und nach ihren Auftritten. Musikalisch geht es dabei nämlich durchaus beherzt zur Sache, obwohl ein beliebter Song der Band “Smooth Egg” heißt.

Molly Coddle sind 5 Musiker aus dem Ruhrgebiet aus der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, deren Mitglieder zum Teil schon seit über 30 Jahren gemeinsam auf den Bühnen im Pott stehen. Das musikalische Repertoir der Band speist sich folgerichtig im Wesentlichen aus Rock- und Bluesmusik des letzten Drittels eben dieses Jahrhunderts, gemischt mit Eigenkompositionen im passenden Stil. Die klassische Besetzung mit Rober May (voc, git), Stefan Lensing (lead git), Friedo Körver (keys, vocals), Martin Henke (bass) und Thomas Lelgemann (drums) ermöglicht es den Fünfen ein breites Spektrum von Bobby Bland über Fleetwood Mac bis zu David Bowie und eben von Molly Coddle selbst zu interpretieren. Der unzweifelhafte Reiz der Konzerte resultiert dabei neben dem erlesenen Programm aus der mitreißenden Spielfreude von Molly Coddle.