von Bodo Kirchhoff
Aufführungsrechte bei S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt a. M.
Bild: Frank Fuchs
Warten auf Godot war gestern – heute (Abend) warten wir, und sogar der Ansager selbst, auf Andrea. Aber auch auf den letzten klassischen Striptease in diesen Breiten. Oder etwa doch nicht?
Man stelle sich bitte Folgendes vor: Ein Nachtlokal, wie man es fast schon vergessen hat, mit Tischlämpchen, dem Getränke-Gedeck für die Dame, aber auch dem für den Herren, einer kleinen Bühne, auf ihr ein einfacher Holzstuhl; einen Ort also, der den richtigen Rahmen bietet für das Schöne, von dem Rilke sagt, es sei nur des Schrecklichen Anfang …
Kurzweilig füllt Angelo Enghausen Micaela als Ansager die Wartezeit: Er improvisiert, verliert sich in Gedanken, spielt mit nicht ausgesprochenen Worten und versorgt sein Publikum mit reichlich fundierten Wahrheiten. Ein Wechselspiel zwischen Tragik und Komik, das der Ansager auf seine ganz eigene Art bewältigt.
Bodo Kirchhoffs intelligentes und hintergründiges Stück liefert dem Ansager jede Menge Wort(spiel)e, mit denen er Bilder für sein Publikum schafft. „Aufstöbern wird Andrea diese Stunden in Ihnen!“ Stellen Sie sich den (eigenen) Abgründen, seufzen Sie kollektiv und lassen Sie sich überraschen, wann und wie Andrea sich zeigen wird.
KREATIVTEAM:
Text: Bodo Kirchhoff
Regie: Daniel Fischer
Regieassistenz und Kostüm: Anja Preiß
Technik: Michael Kleinjohann
Pressestimmen
Plaudernd oder Tanzend, lüstern und bisweilen nachdenklich […] füllt der Ansager die leere Wartezeit mit Worten. Seine Rolle birgt die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen. Tragisch-komisches Gefühlstheater […] überzeugend dargeboten. […] Bis zum sehenswerten Höhepunkt.
Asgard Dierichs, NRZ Essen und WAZ Essen, 14.10.2024
Informationen
Zum Autor:
Bodo Kirchhoff (geboren 1948 in Hamburg, wohnhaft Frankfurt am Main/Gardasee) studierte Pädagogik, Psychologie und Soziologie, und begann ab Ende der 70er Jahre sein Werk als Schriftsteller. Theaterstücke, Essays, Reportagen, Erzählungen, Drehbücher und Romane – nach eigener Aussage gehe es ihm in seinen Werken grundsätzlich um „eine Versöhnung von Sexualität und Sprache“. Kirchhoff zeigt sich immer wieder als Seiltänzer über den seelischen Abgründen menschlicher Existenz. 2016 erhielt er den Deutschen Buchpreis (Novelle: Widerfahrnis), 2019 wurde Kirchoff Preisträger der Goetheplakette der Stadt Frankfurt am Main.