Von jüngsten Vergangenheiten – und ihrer Gegenwart

Vorwort:

Die unheilvolle Geschichte des Faschismus in Deutschland ist in vielen Facetten beleuchtet worden; in der Wissenschaft, in der Literatur, der Kunst und in zahlreichen Gedenkveranstaltungen – von der Reichspogromnacht über die Bücherverbrennungen bis hin zu den Konzentrationslagern, in denen Millionen Juden, andere ethnische Minderheiten, Kranke und Regiemgegner systematisch umgebracht wurden. Die alten und neuen Erben dieser völkischen und rassistischen Ideologie haben sich in Deutschland in Ost wie in West wieder breitgemacht und bedrohen unsere Demokratie, ihre Institutionen und alle, die ihre rückwärtsgewandte Ideologie bekämpfen. Ihren parlamentarischen Ausdruck finden sie in Parteien wie der AFD oder im III.Weg. Ihre Bürgerwehrkampfgruppen, das Reichsbürgermilieu und rechtsnationalistische Gruppen sind u.a. auch mit Waffen ausgerüstet und warten auf den Tag X, um das System anzugreifen. Dagegen wenden sich bundesweit zahlreiche zivilgesellschaftliche Gruppen, Bündnisse, Vereine und Initiativen, aber auch KünstlerInnen und LiteratInnen mit ihren Werken.

Das Bürgerbündnis „Mut machen! Steele bleibt bunt“, das sich vor 5 Jahren gegen die Aufmärsche der sog. Steeler Jungs in Essen-Steele gegründet hat und das Kulturzentrum Grend wollen mit dieser kleinen literarischen Veranstaltungsreihe beispielhaft aufklären und eine Verbindung von Geschichte und Gegenwart herstellen. Was können/wollen wir aus der Geschichte lernen?  Wie können wir uns heute gegen rechte Gruppen und Parteien vor Ort und im Land wehren? Wie können wir gemeinsam Demokratie und Menschenrechte vor Ort stärken und weiter entwickeln?

Im Mittelpunkt stehen dabei Autoren und AutorInnen in und aus dem Ruhrgebiet, die jede/r auf seine/ihre Weise mit  literarischen Texten, Erzählungen, Romanen und Gedichten Haltung beziehen. Als kompetente Gäste haben wir VertreterInnen des Vereins Colorido e.V. aus Plauen/Sachsen eingeladen, die uns von Ihren Erfahrungen und von ihrem Engagement in der Auseinandersetzung mit der ortsansässigen rechtsextremen Partei III.Weg berichten werden und die uns mit ihrer Karikaturenausstellung „Plauen auf dem Holzweg  einen Weg zeigen, wie eine Auseinandersetzung mit Rechtsextremen auch aussehen kann: Satire als Waffe gegen rechte Gesinnung! Dem ist auch eine Lesung mit „Deutschlands komischsten Lyriker“ ( WDR) Thomas Gsella gewidmet

Dank an den Autor und Literaturvermittler Artur Nickel, der Idee und Konzept für diese gemeinsame Veranstaltungsreihe mit entwickelt hat.

Wir freuen uns über über Ihre Teilnahme bei den Veranstaltungen und zur Ausstellung.

Mut machen! Steele bleibt bunt und das Grend-Kulturzentrum

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Übersicht über alle Veranstaltungen (mehr Informationen unten):

  • Lesung: Andrea Behnke, “Die Verknöpfte”, Di, 28.3. 2023, 10:00 Uhr, Erich-Kästner-Gesamtschule, Zweigstelle Brembergstrasse 17, Essen, Schulveranstaltung
  • Karikaturenausstellung: Plauen auf dem Holzweg: Sur la piste brune de la troisiem voie, vom 18.5. bis 18.6. 2023, Kulturzentrum Grend, Westfalenstr. 311 in 45276 Essen, 1. Etage
  • Information und Diskussion: Rechte Bewegungen in Ost und West, Fr, 19.5.,19:30 Uhr, Kulturzentrum Grend/Essen, Eintritt frei
  • Lesung: Ulrike Migdal: Wann wohl das Leid ein Ende hat, Mi, 24.5., 19:30 Uhr, Kulturzentrum Grend, Eintritt: frei(willig)
  • Lesung: Thomas Gsella: Schöne Texte gegen Rechts & Doof, Di, 6.6., 20:00 Uhr, Theater Freudenhaus im Grend, Eintritt: frei(willig)
  • Lesung: Artur Nickel, Perspektiven-Wechsel – gestern, vorgestern, heute. Begegnungen mit Erich Kästner und anderen, Mi, 14.6.2023, 19.30 Uhr, Kulturzentrum Grend, Essen, Eintritt: freiwillig

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Schullesung: Andrea Behnke, “Die Verknöpften”

Bochum 1938: Liselotte, Leon, Minna und Hildegard sind eng befreundet. Nichts kann die Verknöpften, die mit Freundschafts-Armbändern verbunden sind, trennen. Doch in der Zeit vor dem Krieg ist nichts, wie es war. Von Woche zu Woche verändert sich das Leben der Kinder immer mehr. Wie viel kann das Freundschafts-Armband mit dem schönen Knopf zusammenhalten? Das Buch basiert auf der wahren Geschichte rund um die Jüdische Schule in Bochum und deren Lehrerin Else Hirsch.

Die Autorin:

Andrea Behnke schreibt Geschichten, wahre und erfundene. Sie hat Politikwissenschaft, Anglistik und Publizistik studiert – seit weit über 20 Jahren arbeitet sie als freie Autorin in Bochum. Unter anderem hat sie viele Bücher in verschiedenen Verlagen veröffentlicht: Bilderbücher, Vorlesebücher und Kinderromane. Außerdem schreibt sie Original-geschichten für den Hörfunk. Gerne verbindet sie Recherche und Erfundenes, das Gestern und das Heute.  Ihr Buch „Die Verknöpften“ ist 2021 erschienen im Ariella-Verlag Berlin, www.andreabehnke.de

Di, 28.3. 2023, 10:00 Uhr
Erich-Kästner-Gesamtschule, Essen
Zweigstelle Brembergstrasse 17, Essen

Moderation: Artur Nickel
Schulveranstaltung

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Karikaturenausstellung: Plauen auf dem Holzweg

Plauen auf dem Holzweg: Sur la piste brune de la troisiem voie“
Auf der Spur der rechtradikalen Partei  III.Weg

Durch einem Besuch der mehrfach preisgekrönten französischen Journalistin Antoine Prune in Plauen/Sachsen beim Verein cororido e.V. entstand die Idee, die Illustrationen des französischen Zeichners „Piet“ ihrer Reportagereihe zur rechten Partei III.Weg zusammen mit dem französischen Magazin Mediapart als Wanderausstellung zu konzipieren. Die Ausstellung widmet sich den Aktivitäten der rechtsnationalen Kleinpartei  III. Weg, die in Plauen beharrlich ihren Stützpunkt und den Ausbau ihrer Netzwerke als Vorzeigeprojekt für andere rechte Gruppen im Land voran treibt. Es ist ein Blick wie durch ein  Brennglas, das uns der Zeichner ‘Piet’  vorhält.  Die 10-teilige Ausstellung sowie ausführliche Erklärtafeln in der 1. Etage des Grend-Kulturzentrum nehmen die Realität dieser gefährlichen Entwicklung bis hinein in die Parlamente auf und machen sie so zum satirischen Ausgangspunkt für Aufklärung und Engagement gegen rechte Gesinnung, Strukturen  und Gewalt.

‘Piet’ (pseudonym) hat in Dortmund und Frankfurt/Oder studiert. Er lebt aktuell als freiberuflicher Journalist, Karikaturist und Übersetzer in Straßburg.

Link zur Journalistin Antoine Prune und ihrer Rechercheserie zum III.Weg: https://www.mediapart.fr/journal/dossier/international/allemagne-sur-la-piste-brune-de-la-troisieme-voie

In Kooperation mit colorido e.V./Plauen/Sachsen

18.5. – 18.6. 2023
Kulturzentrum Grend, Westfalenstr. 311 in 45276 Essen, 1. Etage

Eintritt frei – während der Öffnungszeiten des Grend

Information und Diskussion:

Rechte Bewegungen in Ost und West – und wie sie bekämpft werden können

Plauen/Sachsen: Eine Stadt wehrt sich gegen Rechts

Mit Doritta Kolb-Unglaub und Steffen Unglaub vom Verein  colorido e.V./Plauen in Sachsen:

Der Verein colorido e. V. engagiert sich in Plauen & im Vogtlandkreis für die Förderung der

Demokratie und gegen Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, Diskriminierung und Homophobie.

Das Anliegen ist der Aufbau und die Unterstützung zivilgesellschaftlicher Strukturen zur

Überwindung von Grenzen aufgrund kultureller, religiöser oder nationaler Unterschiede.

Starke antidemokratische Bestrebungen wie die Partei „Der III. Weg“ und die ‘Freien Sachsen’ vor Ort sowie deren menschenverachtende und öffentliche Handlungsweisen machen Angst, Menschen werden immer wieder bedroht. Der Verein möchte den in Plauen offensichtlich immer größer werdenden Aufgabenstellungen nachhaltig etwas entgegen setzen und eine starke Zivilgesellschaft vor Ort beleben und entwickeln. Er arbeitet ausschließlich ehrenamtlich und erhält nur projektbezogene Fördermittel.

Die beiden VertreterInnen von Colorido e.V.berichten über ihre  Aktionen, Projekte und Erfahrungen ihre Arbeit in Plauen/Sachsen. Zusammen diskutieren wir, wie ein erfolgreiches und wirksames Engagement der Zivilgesellschaft gegen rechte Gesinnung und rechte Strukturen in Ost wie in West aussehen kann und welcher Unterstützung es dabei bedarf.

Moderation: Karin Kunkel

Fr, 19.5.,19:30 Uhr

Kulturzentrum Grend/Essen

Eintritt frei

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Lesung: Ulrike Migdal, “Wann wohl das Leid ein Ende hat”

Die Lyrikerin und Essayistin Ulrike Migdal aus Bochum liest im Kulturzentrum Grend eigene Gedichte (z. B. “Fliehen und andere Frühlingsübungen”, 2021) und stellt mit lyrischen Beispielen die Biografie der Dichterin und Komponistin Ilse Weber vor, die im KZ
Theresienstadt gewirkt hat und in Auschwitz ermordet wurde (“Wann wohl das Leid ein Ende hat”,
2008). Ilse Weber ging 1944 singend mit den von ihr betreuten Kindern in die Gaskammer.

Die Autorin:

1948 geboren in Herford. Studium der Philosophie, Sprachwissenschaften, Soziologie und Geschichte an den Universitäten in Bielefeld, Bochum und Köln. 1971 Magister Artium in Sprachwissenschaften an der Ruhruniversität Bochum. 1974-1975 Forschungsaufenthalt in New York, 1974-1975 Lehraufträge an der New School for Social Research und an der Columbia University in N.Y.C – in diesen beiden Jahren freie Mitarbeiterin u.a. bei der New Yorker Wochenzeitung Aufbau. Ab 1973 Ausstellungen – Zeichnungen, Malerei – in Deutschland und Schweden. Seit 1981 freie Schriftstellerin, Dozentin und Autorin für den Rundfunk. 1979 Promotion zum Dr. phil. (Philosophie) an der Ruhruniversität Bochum. Literarische Arbeitsgebiete: Hörspiel, Lyrik, Kurzgeschichte, Theaterstücke und Essay. Publikationen zum Thema “Kunst und Kultur in den Konzentrationslagern”. Übersetzungen bei Campus und Suhrkamp. Zahlreiche Lesungen im In- und Ausland.  Zum literarischen Werk vgl. Profil von Ulrike Migdal: www.liton.nrw/person/ulrike-migdal

Moderation: Artur Nickel

Mi, 24.5., 19:30 Uhr

Kulturzentrum Grend

Eintritt: frei(willig)

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Lesung: Thomas Gsella, “Schöne Texte gegen Rechts & Doof”

Der ehemalige „Titanic“-Chefredakteur und Robert-Gernhardt-Preisträger präsentiert das Beste aus seinen neuen Büchern „Lustgedichte“, „Trinkgedichte“ und „Ich zahl’s euch reim“. Zu den komischen Versen gesellen sich nun auch ernstere zu politischen Themen und Abgründen, so etwa die bekannt gewordene „Coronalehre“, Gedichte über europäische Verbrechen an Flüchtenden oder Lyrik über Dumpfbacken und Rechtsausleger!

Der Autor:
Gsella reimt wöchentlich für den „Stern“ und das Schweizer „Magazin“, monatlich für die linke Zeitschrift „konkret“ und den Lebensrettungsverein Mission Lifeline. Über seine Gedichte schrieb er: „Sie sind gut, aber leicht. Es ist keine komplizierte Angeberlyrik, Sie müssen nichts interpretieren, nur lesen oder zuhören, und weil Sie nicht blöd sind, verstehen Sie alles sofort und können befreit loslachen oder -weinen, je nach Intention des Autors.“ Diese Leichtigkeit hat er sich bei den „Titanic“-Dichtern F.W. Bernstein und Robert Gernhardt abgeschaut, als deren legitimer Erbe er heute gilt.

„Deutschlands komischer Lyriker Nr. 1“ (WDR) 

„Der deutsche Großmeister des komischen Gedichts“ (Tagesspiegel

„Den find ich schon lange klasse“ (Elke Heidenreich)

„Ich bin ein Gsellianer“ (Roger Willemsen)

„Längst ist er kein Gsella mehr, schon seit langem darf er sich Meista nennen“ (Robert Gernhardt)

Moderation: Ewald Meyer

Di, 6.6., 20:00 Uhr

Theater Freudenhaus im Grend

Eintritt: frei(willig)

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Lesung: Perspektiven-Wechsel – gestern, vorgestern, heute. Begegnungen mit Erich Kästner und anderen.

In Erinnerung an die Bücherverbrennung 1933

90 Jahre nach der Bücherverbrennung 1933 macht sich der Autor und Literaturvermittler Artur Nickel auf die Suche nach historischen Spuren der Nazizeit , beschreibt, was heute ist und was nicht. Er entwirft biografische Zeitbilder, zieht Verbindungslinien und fragt literarisch nach, welche Schlussfolgerungen daraus für die Gegenwart zu ziehen sind. 

Der Autor:

Artur Nickel; geboren 1955 in Marburg/Lahn. Lebt in Bochum. Autor (Lyrik, Prosa), Literaturvernittler. Seit 1976 erste Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften. Von 2005 an Herausgabe der Essener Anthologien, einer jährlichen Buchreihe für zehn- bis zwanzigjährige Schreibende aus dem Ruhrgebiet. Publikationen, zuletzt: perspektiven / wechsel. gedichte. Vechta 2021. Würdigungen: u. a. 2021 Verleihung des Literaturtalers durch den Literaturrat NRW für herausragende Verdienste auf dem Gebiet der Literaturförderung.

Moderation: Johannes Brackmann

Mi, 14.6.2023, 19.30 Uhr 

Kulturzentrum Grend, Essen

Eintritt: freiwillig

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Vorschau weiterer Veranstaltungen von Steele bleibt bunt u.a. Partnern

Sa, 17.6. : Öffentliches Picknick zum Tag der offenen Gesellschaft auf den Ruhrwiesen in Steele

Herbst ’23: Steele kocht…!    Öffentliches Bürgerbuffet auf dem Kaiser-Otto-Platz/Essen-Steele in Zusammenarbeit mit dem runden Tisch Steele

Sa, 9.11.: Gedenkveranstaltung zur Progromnacht der Nazis 1938

Sa, 25.11.: Konzert mit dem syrischen Pianisten Aeham Ahmad im Forum Billebrinkhöhe

Veranstalter: Kulturzentrum Grend e.V.,/Essen.  www.grend.de   

In Kooperation mit dem Bürgerbündnis „Mut machen! Steele bleibt bunt“. www.steelebunt.de

c/o Westfalenstr. 311, 45276 Essen 

Karikaturenausstellung und Infoveranstaltung „Rechte Bewegungen in Ost und West“ in Kooperation mit cororodo e.V.

Das Projekt wurde gefördert im Rahmen von “Neustart Kultur” der Beauftragten für Kultur und Medien durch den Deutschen Literaturfonds e.V.